Alles, was Sie über Alzheimer wissen sollten

Eine Alzheimer-Erkrankung verändert von Grund auf nicht nur das Leben der Betroffenen, sondern auch das ihrer Angehörigen. Die Tatsache, dass ein geliebter Mensch unheilbar erkrankt ist und seine Persönlichkeit und sein Verhalten sich zusehends verändern, ist häufig schwer zu ertragen. Hinzu kommt die Pflege der oder des Erkrankten, die sowohl körperlich als auch psychisch sehr belastend sein kann. Wie gehen Menschen, die einen Pflegebedürftigen zu Hause betreuen, mit dieser neuen Lebenssituation um und wie werden sie den damit einhergehenden Anforderungen gerecht?

Ein tiefgehendes Wissen über Alzheimer kann enorm dabei helfen, Betroffene und ihre Bedürfnisse besser zu verstehen und den Umgang mit der Krankheit zu erleichtern. In diesem Beitrag erfahren Sie alles rund um die Alzheimer-Erkrankung: unter anderem über die Ursachen, den Verlauf und die Behandlung. Darüber hinaus geben wir Ihnen wertvolle Tipps an die Hand, die dabei helfen können, die Herausforderungen des Pflege-Alltags zu meistern.

Was genau versteht man unter Alzheimer?

Bei Alzheimer, auch als Morbus Alzheimer oder Alzheimer-Demenz bezeichnet, handelt es sich um eine unheilbare Störung des Gehirns, bei der es zum Absterben der Nervenzellen kommt. Mit der Zeit führt die Krankheit dazu, dass die Persönlichkeit sowie das Verhalten der Betroffenen sich verändert; ihre kognitiven Fähigkeiten schwinden zunehmend. Die Alzheimer-Erkrankung ist nach dem deutschen Neurologen Alois Alzheimer benannt, der die Krankheit erstmals im Jahre 1905 dokumentiert hat.

Im alltäglichen Gebrauch werden die Begriffe „Alzheimer“ und „Demenz“ häufig gleichgesetzt. Dabei umfasst Demenz über 50 verschiedene Erkrankungen, während Alzheimer mit ca. zwei Dritteln aller Fälle die häufigste Form von Demenz darstellt.

Ursachen für Alzheimer-Demenz

Die genauen Ursachen für die Alzheimer-Demenz konnten trotz jahrzehntelanger Forschung noch immer nicht abschließend geklärt werden. Es gilt allerdings inzwischen als bewiesen, dass zwei verschiedene Eiweißablagerungen für die Alzheimer-Erkrankung kennzeichnend sind: Beta-Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen.

  • Beta-Amyloid-Plaques. Bei Beta-Amyloid handelt es sich um ein natürliches Eiweiß, das durch eine chemische Reaktion im Körper aus dem Amyloid-Vorläuferprotein entsteht. Ein gesundes Gehirn zersetzt das Eiweiß problemlos und baut es selbstständig ab. Bei einem an Alzheimer erkrankten Gehirn dagegen verändert sich der natürliche Abbau. Sogenannte Beta-Amyloid-Proteine entstehen, die sich ansammeln, verklumpen und zwischen den Nervenzellen ablagern. Der Körper kann die sogenannten Beta-Amyloid-Plaques nicht mehr selbstständig abbauen.
  • Tau-Fibrillen. Im Inneren von Hirnzellen ist das sogenannte Tau-Protein verortet. Es ist unter anderem dafür verantwortlich, Teile einer Struktur zu formen – der Mikro-Tubuli (Röhrchen). Diese Röhrchen helfen dem Köper dabei, Nährstoffe und andere wichtige Substanzen von einem Teil der Nervenzelle zum anderen zu transportieren. Bei Alzheimer-Erkrankten ist das Tau-Protein chemisch verändert, sodass es sich in Form von Fasern (Tau-Fibrillen) in den Nervenzellen ablegt. Dadurch verlieren die Zellen an Form und Funktion und zerfallen schlussendlich.

Diese beiden Eiweißablagerungen führen dazu, dass über Jahre hinweg Nervenzellen und Zellverbindungen absterben – unter anderem in Regionen, die für das Denken, die Orientierung sowie die Sprache zuständig sind.

Wenn es um die Erkrankung Alzheimer und ihre Ursachen geht, kommt nicht selten die Frage nach der genetischen Veranlagung auf. Kann man Alzheimer erben? Theoretisch ja, allerdings sind die Gene in weniger als einem Prozent der Fälle für den Ausbruch der Krankheit verantwortlich. Das größte Risiko für Alzheimer stellt das zunehmende Alter dar – rund 99 Prozent der Fälle sind darauf zurückzuführen.

Wie äußert sich Alzheimer? Symptome als solche erkennen

Ist es nur ständiges Ungeschick oder muss ich mir Sorgen machen? Ist es nur Vergesslichkeit oder schon Alzheimer? Sowohl der bzw. dem Betroffenen selbst als auch pflegenden Angehörigen kann es schwerfallen, die ersten Anzeichen von Alzheimer zu erkennen. Und das ist völlig nachvollziehbar, schließlich bringt es das Alter natürlicherweise mit sich, dass das Gehirn etwas langsamer arbeitet und an Leistungsfähigkeit einbüßt. Versuchen Sie deshalb besonders aufmerksam zu sein. Folgende Anzeichen können auf eine Alzheimer-Erkrankung hindeuten:

  • Gedächtnislücken. Die Betroffenen vergessen beispielsweise den Herd auszustellen, erinnern sich nicht mehr an wichtige Termine oder können ihren Alltag generell nur dank Erinnerungsnotizen meistern.
  • Gewohnte Tätigkeiten werden zum Problem. Betroffene stoßen bei den sonst gewohnten Routineaufgaben häufig auf Probleme und können sich beispielsweise nicht mehr an die Spielregeln eines altbekannten Spiels erinnern.
  • Planen und Problemlösen wird zunehmend schwerer. Vorausschauend zu planen und die Pläne umzusetzen, fällt Betroffenen oft schwer. Sie haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, und vieles braucht mehr Zeit als gewöhnlich.
  • Wahrnehmungsstörungen. Bilder, Farben, Kontraste und selbst vertraute Gesichter (wieder) zu erkennen, fällt an Alzheimer erkrankten Menschen zunehmend schwer.
  • Orientierungsschwierigkeiten. Wer unter der Alzheimer-Erkrankung leidet, vergisst häufig das Jahr und die Jahreszeit, auch die räumliche Orientierung geht zunehmend verloren.
  • Gegenstände verlegen. Betroffene lassen ihre Sachen an ungewöhnlichen Orten liegen und vergessen zum Teil nicht nur, wo sie liegen, sondern auch, wozu sie überhaupt gedacht sind.
  • Sprach- und Schreibschwäche. Wortfindungsprobleme, häufige Wiederholungen und die Unfähigkeit, einem Gespräch zu folgen, gehören ebenfalls zu den typischen Alzheimer-Symptomen.
  • Immer weniger soziale Kontakte und Eigeninitiative. An Alzheimer Erkrankte ziehen sich immer mehr zurück, vernachlässigen ihre sozialen Kontakte und verlieren immer mehr ihre Eigeninitiative.
  • Persönlichkeit und Verhalten ändern sich. Starke Stimmungsschwankungen, Traurigkeit, aggressives Verhalten und plötzliches Misstrauen ohne ersichtlichen Grund können ebenfalls auf eine Alzheimer-Erkrankung hinweisen.
  • Urteilsvermögen ist eingeschränkt. Ob es um den Umgang mit Geld, die Kleiderwahl oder die Körperpflege geht – bei Betroffenen verändert sich sichtbar die Entscheidungs- und Urteilsfähigkeit.

Sollte eines dieser typischen Alzheimer-Symptome wiederholt auftreten, zögern Sie bitte nicht zu lange, medizinischen Rat einzuholen. Um den bzw. die Betroffene nicht unnötig zu verunsichern, können Sie Ihren Verdacht zunächst einmal auch alleine mit dem Hausarzt besprechen. In Absprache mit ihm lassen sich dann weitere notwendige Vorkehrungen und Untersuchungen vereinbaren.

Und sollte sich der Verdacht bestätigen, denken Sie bitte immer daran: Jeder Alzheimer-Patient ist ein Individuum, Alzheimer-Erkrankte sind keine einheitliche Gruppe. Dementsprechend können auch die jeweiligen Anforderungen an Betreuung, Pflege und Therapie von Person zu Person sehr unterschiedlich sein.

Verlauf von Alzheimer: Welche Stadien durchlaufen Betroffene?

Der Alzheimer-Verlauf kann von Person zu Person stark variieren. Bei den meisten Betroffenen verschlechtert sich der Zustand zunehmend. Es kommt aber auch vor, dass die Erkrankung akut beginnt oder wechselhaft mit Phasen der Verschlechterung und Verbesserung verläuft. Die durchschnittliche Krankheitsdauer liegt bei etwa acht Jahren. Einige Betroffene leben über 20 Jahre mit der Krankheit, bei anderen wiederum nimmt sie einen sehr schnellen Verlauf von nur zwei Jahren. Alzheimer wird in vier unterschiedliche Stadien eingeteilt, wobei die Übergänge von Stadium zu Stadium fließend sein können.

  • Leichte kognitive Beeinträchtigung. In diesem Stadium können Betroffene ihren Alltag meist noch ohne Hilfe bewerkstelligen. Es bestehen lediglich leichtgradige Gedächtnisveränderungen, die zwar bereits in Gedächtnistests nachweisbar sind, aber den Betroffenen selbst und ihren Angehörigen teilweise noch nicht auffallen.
  • Leichtgradige Alzheimer-Demenz. In dieser Phase kommt es zu ersten Störungen im Kurzzeitgedächtnis. Betroffene haben zunehmend Schwierigkeiten, Gesprächen zu folgen, finden häufiger nicht die richtigen Worte oder verlegen Gegenstände. Mit einfacheren alltäglichen Aufgaben wie Wäsche waschen oder kochen werden sie meist ohne Weiteres fertig, bei komplizierteren Aufgaben wie dem Benutzen öffentlicher Verkehrsmittel oder einer Banküberweisung brauchen sie allerdings Unterstützung. Bereits in diesem frühen Stadium merken Betroffene, dass mit ihnen etwas nicht stimmt, und versuchen mit aller Kraft die „Fassade“ aufrechtzuerhalten.
  • Schon in dieser Phase ist es enorm wichtig, dass Sie im Umgang mit dem bzw. der Erkrankten behutsam und geduldig sind. Denn in diesem Stadium merken Betroffene, dass sich etwas stark verändert hat und versuchen mit aller Kraft, sich nach außen hin nichts anmerken zu lassen und ihren Alltag trotz aller Schwierigkeiten zu meistern. Dass das nicht immer gelingt und sie stark emotional aufwühlen kann, ist mehr als verständlich.

  • Mittelschwere Alzheimer-Demenz. Im mittlerem Stadium kommt es neben Beeinträchtigungen im Kurzzeitgedächtnis nun auch zu Störungen des Langzeitgedächtnisses. Betroffene vergessen wichtige Ereignisse aus ihrem Leben, können sich zunehmend schlechter zeitlich und räumlich orientieren und sind nicht mehr in der Lage, ihren Alltag selbstständig zu meistern. Diese Phase geht mit starken Veränderungen der Persönlichkeit und des Verhaltens der Betroffenen einher. Sie fühlen sich häufig verunsichert und hilflos, was wiederum in Gereiztheit, Misstrauen und Aggressivität umschlagen kann.
  • Schwere Alzheimer-Demenz. Ist das späte Stadium erreicht, bauen Betroffene nicht nur geistig, sondern zunehmend auch körperlich ab. Sie sprechen nur noch sehr schlecht oder gar nicht mehr, verlieren die Kontrolle über ihre Blase und ihren Darm (hier erfahren Sie mehr zu Inkontinenz bei Demenz-Patienten) und sind im Alltag auf spezielle Produkte wie Bettschutz und Inkontinenz-Hosen angewiesen. In dieser Phase der Erkrankung sind Betroffene rund um die Uhr auf Pflege angewiesen. Da ihr Immunsystem häufig sehr geschwächt ist, steigt das Risiko für Infektionen deutlich an. Infektionskrankheiten wie Entzündung der Harnwege oder Lungenentzündung sind die häufigste Todesursache einer Alzheimer-Demenz im letzten Stadium.

Tipp: In diesem Beitrag bekommen Sie hilfreiche Tipps, die den Alltag mit Demenz und Inkontinenz erleichtern können.

Wie wird Alzheimer diagnostiziert?

Eine sichere Diagnose kann nur von einem Arzt gestellt werden. Neben einem Patientengespräch werden unterschiedliche körperliche und neurologische Untersuchungen durchgeführt sowie Laborwerte (Blut, Urin) geprüft. Gegebenenfalls kommen auch unterstützend bildgebende Verfahren sowie eine Nervenwasser-Untersuchung zum Einsatz.

Wie wird Alzheimer behandelt und kann man der Erkrankung vorbeugen?

Bedauerlicherweise existieren bisher keine Mittel, die den Abbau von Nervenzellen im Gehirn aufhalten können. Die Alzheimer-Erkrankung ist bisher nicht heilbar. Es gibt aber durchaus Möglichkeiten, den Verlauf von Alzheimer zu verzögern und die damit einhergehenden Symptome zu lindern. Neben medikamentösen Therapien stehen hier auch eine Reihe an nichtmedikamentösen Behandlungsformen zur Auswahl, zum Beispiel Gedächtnistraining, Physio-, Ergo- oder Musiktherapie.

Statistisch gesehen lässt sich das Risiko für Alzheimer minimieren, etwa durch ausreichend Bewegung, richtige Ernährung, geistige Fitness und soziale Kontakte.

Was kann ich tun und wie mache ich es richtig? Unsere Tipps für Sie

Es ist schwer zu ertragen, wenn eine Person, die man liebt, an Alzheimer erkrankt ist und nie mehr dieselbe sein wird, die sie einmal war. Pflegende Angehörige müssen neben dieser emotionalen Bürde auch die Herausforderungen der Pflege jeden Tag aufs Neue meistern. Vermutlich werden Sie nicht selten das Gefühl verspüren, Ihr ganzes Herz und Ihre ganze Energie in die Betreuung und die Pflege Ihres bzw. Ihrer Angehörigen zu stecken, im Gegenzug aber nicht die Wertschätzung zu erhalten, die Sie eigentlich verdienen. Und auch wenn Sie wissen, dass die betroffene Person von der Erkrankung bestimmt wird und nichts für ihr bzw. sein Verhalten kann, kann es auf Dauer sehr belastend sein. Deshalb vergessen Sie bitte nicht, auch an sich selbst zu denken!

Es ist in Ordnung, nach Hilfe zu fragen, wenn die Belastung zu groß wird. Es kann sehr befreiend sein, sich mit anderen pflegenden Angehörigen über Ihre Erfahrungen und Herausforderungen auszutauschen. Die Deutsche Alzheimer-Gesellschaft (DAlzG) bietet bundesweit Angehörigen-Selbsthilfegruppen an, die Sie bei Bedarf besuchen können. Belasten Sie finanzielle Sorgen, gibt es unterschiedliche finanzielle Hilfen, die Sie in Anspruch nehmen können.

Auch wenn es mal nicht so läuft, wie es sollte, seien Sie bitte nicht zu streng mit sich selbst und denken Sie immer daran: Sie tun bereits Ihr Bestes, um für die betroffene Person da zu sein und ihr bzw. ihm das Leben mit der Alzheimer-Erkrankung so angenehm wie nur möglich zu gestalten. Kleine Fehler und Unsicherheiten sind vollkommen in Ordnung, schließlich sind Sie auch nur ein Mensch, und kein Mensch kann perfekt sein.

Quellen: 

https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/wasistalzheimer/veraenderungen-im-gehirn/
https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/
https://www.deutsche-alzheimer.de/demenz-wissen/die-alzheimer-krankheit
https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/pflege/
https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/symptome/frueherkennung/
https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/symptome/
https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/vorbeugen/