Tour de France und Tipps zum Radfahren für Männer mit Blasenschwäche

2025 jährt sich die Tour de France zum 112. Mal. Abgesehen von einigen Unterbrechungen während der Weltkriege und einer Verschiebung aufgrund der Corona-Pandemie findet die Grande Boucle (Große Schleife), wie die Tour de France auch genannt wird, seit 1903 alljährlich im Juli statt. 

Bei dem bekanntesten Straßenradrennen der Welt erfahren 20 bis 21 Teams à acht Teilnehmer die französiche Landschaft per Fahrrad und legen dabei rund 20 Etappen mit je 150 bis 250 Kilometern Länge zurück – immer auf der Jagd nach dem gelben Trikot, das den Gesamtführenden des Rennens auszeichnet. Die Etappen sind abwechslungsreich und bieten sowohl schnelle Sprints im Flachland als auch herausfordernde Bergetappen in den französischen Mittel- und Hochgebirgen. Es gibt außerdem Einzelzeitfahrten und Ruhetage. Pausen während der einzelnen Etappen sind allerdings nicht vorgesehen – wodurch Einfallsreichtum gefragt ist, wenn die eigenen Bedürfnisse drücken… 

Vom Start, dem Grand Départ, bis zum Ziel der letzten Etappe für 2025 werden die Teilnehmer 3.320 Kilometer Strecke auf 21 Etappen zurückgelegt haben. Pro Etappe werden sie dabei durchschnittlich zwischen vier und sechs Stunden ununterbrochen auf dem Rad sitzen und jeder Fahrer wird zwischen 10 und 20 Liter Wasser trinken.

Die Krux mit dem Wasserlassen: Wie läuft’s bei der Tour de France?

Infografik zur richtigen Vorgehensweise beim Wasserlassen während der Tour de France, mit Symbolen für gemeinsame Pausen, Respekt vor dem gelben Trikot, Verhalten während der Fahrt, Diskretion und tägliche Flüssigkeitsaufnahme von 10 Litern.

Die Teilnehmer der Tour der France müssen alles geben, während sie weite Strecken mit Geschwindigkeiten zwischen 40 und 50 km/h und teils starker Steigung zurücklegen. Das ist anstrengend, vor allem im Hochsommer, wenn die Sonne gnadenlos auf die Fahrbahn brennt. Die Fahrer schwitzen. Was sie dabei an Flüssigkeit verlieren, müssen sie mit viel Wasser, isotonischen und kohlenhydratreichen Getränken wieder ausgleichen. Das wird ihnen am Fahrbahnrand gereicht und ohne anzuhalten möglichst schnell ausgetrunken, um nicht an Geschwindigkeit zu verlieren. Viel von dem Wasser wird direkt wieder ausgeschwitzt, doch einiges landet auch in der Blase – und will irgendwann wieder raus.

Aber wie geht das, wenn der Verfolger dir schon im Nacken sitzt? Für ein Pinkelpäuschen anzuhalten kommt nicht infrage. Oder? Im Radsport gibt es viele ungeschriebene Gesetze und Verhaltensregeln, so auch beim Thema Wasserlassen:

Gemeinsame Pausen: Oft entschließt sich eine Gruppe von Teilnehmern, gemeinsam eine Pinkelpause einzulegen. Das Signal dazu kommt vom führenden Fahrer der Gruppe. Dabei wird darauf geachtet, dass keine Zuschauer zugegen sind. Es wird nur kurz angehalten, die Fahrer steigen nicht einmal komplett von ihren Rädern ab. Anschließend geht’s mit Vollgas weiter. 

Respekt vor dem Gelben Trikot: Wenn das Gelbe Trikot zum Wasserlassen anhält, wird nicht attackiert, so sagt es ein ungeschriebenes Gesetz. Und in der Regel wird die Zeit dann auch von den anderen Fahrern genutzt, um sich zu erleichtern.    

Während der Fahrt: Echte Profis schaffen das scheinbar Unmögliche und erleichtern sich während der Fahrt vom Fahrrad aus. In der Regel bekommen sie dabei Hilfe von einem Teamkollegen, der von hinten anschiebt und Sichtschutz bietet, sodass der Fahrer sich erleichtern kann, ohne zu viel Geschwindigkeit einzubüßen.  

Diskretion: So wie das Regelwerk es den Fahrern verbietet, sich zum Wasserlassen vor Zuschauern am Straßenrand zu entblößen, schwenken auch die Kamerateams von den nötigen Päuschen weg, um die Privatsphäre der Teilnehmer zu wahren. 

Die Teilnehmer der Tour de France sind hochtrainierte Sportler. Die meisten Fahrer benötigen bei längeren Etappen eine bis zwei Pausen zum Wasserlassen, manche kommen gänzlich ohne aus. Das kann der Otto-Normal-Radler wahrscheinlich nicht leisten – besonders wenn er unter leidet. 

Radfahren mit Blasenschwäche: 4 Tipps für entspannteres Fahren

Infografik mit 4 Tipps zum Radfahren mit Harninkontinenz: aufrechte Sitzposition mit leichter Beckenkippung, breiter, bequemer und ergonomischer Sattel, gepolsterte Radhose und richtiges Trinkverhalten.

Blasenschwäche bei Männern kann viele Gründe haben und ist vor allem in der zweiten Lebenshälfte weit verbreitet. Das sollte aber nicht von sportlichen Aktivitäten abhalten – im Gegenteil, denn Sport ist gut für die Gesundheit und kann sich auch positiv auf eine auswirken. Auch Fahrradfahren und sogar Radrennen sind problemlos möglich. Und mit diesen vier Tipps lassen sich die Beschwerden bei der Radtour effektiv lindern: 

1. Auf die richtige Sitzposition achten

Eine optimale Sitzposition kann den Druck auf die Blase und den Beckenboden reduzieren. Darauf solltest du achten:

Sattel und Lenker sollten sich in etwa auf einer Höhe befinden. So wird eine aufrechte Haltung begünstigt, die den Beckenboden und den Dammbereich entlastet und das Gewicht besser auf die Sitzknochen verteilt. Kippe das Becken dabei leicht nach vorne. So wird die natürliche Krümmung der Wirbelsäule beibehalten und gleichzeitig der Druck auf die Blase minimiert. Aktiviere deinen Beckenboden. Das bewusste Anspannen der beim Treten hilft, die Blasenkontrolle zu verbessern. Vermeide eine stark nach vorne gelehnte Haltung. Eine aggressive Rennrad-Position, bei der der Sattel deutlich höher steht als der Lenker, führt zu einer gekrümmten Haltung mit starkem Druck auf den Beckenboden.

2. Der richtige Sattel

Bei Blasenschwäche kann ein anatomischer Sattel Druck von Beckenboden und Dammbereich nehmen, durch den viele Blutgefäße und Nerven laufen, und so den Fahrkomfort erheblich verbessern. Wähle einen breiten Sattel mit ergonomischer Form. Die breitere Sitzfläche unterstützt die Sitzknochen und verringert den Druck auf die empfindlichen Stellen. Idealerweise wird die Sattelgröße passend zur individuellen Anatomie gewählt. Eine Mittelrille oder Aussparung (Cut-Out-Sattel) konzentriert den Druck auf die Sitzknochen und entlastet den empfindlichen Dammbereich. Achte außerdem auf ein weiches, aber nicht zu dickes Polster. Der Sattel sollte nur so weich sein, dass er Stöße gut abfedert, aber hart genug, um ausreichend Unterstützung zu bieten. Sehr schmale und harte Sättel leiten dagegen den Druck direkt auf den Beckenboden und können dadurch zu einer Verschlechterung von Blasenproblemen beitragen.

3. Die richtige Radhose

Eine gute Radhose kann zu mehr Fahrkomfort und einer besseren Entlastung bei Blasenschwäche führen. Wähle eine Hose mit gepolstertem Einsatz im Bereich des Gesäßes und der Innenschenkel. Dadurch wird der Druck auf Sitzknochen und Beckenboden reduziert. Ein nahtloser Schnitt beugt Reibung vor, und atmungsaktive Materialien sorgen für einen optimalen Abtransport von Feuchtigkeit, wodurch Hautirritationen vermieden werden. Vermeide zu enge Hosen mit starkem Gummibund. Sie können Druckstellen verursachen und den Unterbauch einengen, wodurch der Druck auf die Blase verstärkt wird.

4. Trinkverhalten beim Radfahren

Der Flüssigkeitsverlust durch das Schwitzen bei sportlicher Aktivität sollte auch bei Blasenschwäche dringend ausgeglichen werden. Idealerweise trinkst du regelmäßig und in kleinen Schlucken. Häufiger kleinere Mengen, statt einmal viel zu trinken, belastet die Blase weniger und sie hält besser durch. Trinke Wasser – idealerweise stilles Mineralwasser – oder isotonische Getränke. Sie versorgen den Körper mit Flüssigkeit, ohne die Blase zusätzlich zu reizen. Vermeide koffeinhaltige Getränke. Kaffee und Energydrinks wirken harntreibend und belasten die Blase dadurch zusätzlich.

Fit fürs Radrennen: Beckenbodentraining für freie Fahrt

Grafik zeigt Vorteile eines kräftigen Beckenbodens beim Radfahren mit Vergleich zwischen trainiertem und untrainiertem Zustand.
Radfahren belastet den Beckenboden vor allem aufgrund der vorgebeugten Sitzposition. Sie lässt Druck auf den Unterbauch und die Blase sowie auf die feinen Nerven und Blutgefäße im Dammbereich entstehen. Führt die Route dann noch über unebenes Gelände, kann es zu Stoßbelastungen kommen, die für zusätzlichen Druck sorgen. 
 
Ein trainierter Beckenboden kann zu einer verbesserten Blasenkontrolle beitragen und die Symptome einer wie ein übermäßiger Harndrang und Harninkontinenz lindern. Der Beckenboden besteht aus verschiedenen Muskelsträngen, die sich zwischen den Beckenknochen, Schambein und Steißbein spannen und dabei Harnröhre, Schließmuskeln und Schellkörper umgeben.  
 
Die Schließmuskeln sind in Normalzustand angespannt und verschließen Harnröhre und den After fest. Erschlafft die Muskulatur allerdings, lässt der Druck nach und die Harnröhre weitet sich. Wird dann, wie beim Radfahren, zusätzlich Druck auf die Blase ausgeübt, kann es zu starkem Harndrang oder sogar unkontrolliertem Harnverlust kommen. 
 
Die gute Nachricht: Die lässt sich wie jeder andere Muskel auch trainieren. Beckenbodentraining setzt auf eine Kombination aus Atmung und Muskelanspannung, denn insbesondere die tiefliegende Muskulatur lässt sich nicht gezielt ansteuern. Ideal sind die sogenannten Kegel-Übungen, die einfach und ohne Hilfsmittel jederzeit durchgeführt werden können. Auf Gewichtheben sollte besser verzichtet werden, solange der Beckenboden noch nicht kräftig genug ist. 
 
Mit einem trainierten Beckenboden und unseren Tipps für optimale Entlastung beim Fahren steht der nächsten Radtour oder sogar dem nächsten Radrennen nichts mehr im Wege!