Erektionsstörung beim Mann – was steckt dahinter?

Erektionsstörungen betreffen fast jeden Mann im Laufe seines Lebens einmal. Per Definition versteht man darunter die mangelnde Fähigkeit des Penis, sich zu versteifen beziehungsweise eine Erektion aufrechtzuerhalten – im Fachjargon auch erektile Dysfunktion genannt. Treten diese Probleme vereinzelt auf, ist das meist kein Grund zur Sorge: Akuter Stress zählt zu den bekanntesten Auslösern temporärer Erektionsstörungen. Bei anhaltenden Beschwerden kann die Erektionsstörung aber auch andere medizinische Ursachen haben.

Erektionsstörung – wer ist betroffen?

Grundsätzlich können chronische Erektionsstörungen Männer jedes Alters betreffen, denn die Auslöser sind vielfältig. Allerdings werden Erektionsschwierigkeiten im Alter wahrscheinlicher: Während nur ein bis zwei Prozent der vierzigjährigen Männer davon betroffen sind, klagen im Alter von 65 Jahren bereits 15 bis 20 Prozent über Probleme, eine Erektion zu bekommen oder aufrechtzuerhalten. Während bei jüngeren Männern eher psychische Gründe für eine erektile Dysfunktion vorliegen, überwiegen bei älteren Betroffenen körperliche Ursachen.

Erektionsstörung: Die Ursachen sind vielfältig

An einer Erektion sind eine ganze Reihe an Prozessen im Körper beteiligt: Durch das Zusammenspiel von Gehirn, Rückenmark, Nervenbahnen, Hormonen und Blutgefäßen erweitern sich die Arterien und Blut wird in den Schwellkörper gepumpt. Damit das Blut im Schwellkörper verbleibt und sich der Penis aufrichtet, wird der Blutabstrom über die Venen blockiert. Ein komplexer Vorgang also, bei dem es dementsprechend auch an vielen verschiedenen Punkten zu Funktionsstörungen kommen kann. Zu den gängigsten körperlichen Ursachen für eine Erektionsstörung gehören:

  • Komplikationen bei operativen Eingriffen im Genitalbereich, im Becken oder im Bauchraum.
  • Krankheiten des Genitalbereichs, dazu gehören zum Beispiel Entzündungen und Tumore der Prostata oder der Hoden, Fehlbildungen oder eine Verengung der Vorhaut.
  • Organ- und Stoffwechselstörungen wie beispielsweise eine Schilddrüsenunterfunktion, Lebererkrankungen, Diabetes oder Nierenerkrankungen.
  • Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, zum Beispiel Bluthochdruck, Arteriosklerose, Herzinfarkt, koronare Herzkrankheit, Missbildung der Gefäße im Genitalbereich.
  • Krankheiten des Gehirns oder des Nervensystems, ausgelöst etwa durch einen Bandscheibenvorfall, eine unfallinduzierte Querschnittslähmung, einen Schlaganfall oder eine Autoimmunerkrankung wie Multiple Sklerose oder Morbus Parkinson.

Erektionsprobleme können aber auch psychische Auslöser haben. Nicht selten sorgen Versagensängste und Leistungsdruck beim Geschlechtsverkehr für einen Teufelskreis, durch den massive Erektionsstörungen eine normale Sexualität nicht mehr möglich machen. Auch Konflikte in der Partnerschaft, traumatische sexuelle Erlebnisse oder Stresszustände können die Standfestigkeit vorübergehend beeinträchtigen. Psychische Erkrankungen wie Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen oder Depressionen können sich ebenfalls in körperlichen Symptomen äußern – auch in einer erektilen Dysfunktion.

Was tun bei Erektionsstörungen?

Erektionsstörungen sind für den Mann häufig ein heikles Thema: Viele Männer verfallen in Panik und Selbstzweifel, wenn sie Probleme damit haben, eine Erektion zu bekommen. Aus Scham ziehen sich Betroffene oft zurück und scheuen das Gespräch – dabei kann ein Austausch mit Vertrauenspersonen und vor allem ein offener Umgang mit dem Thema in der Partnerschaft helfen, Druck und Frust abzubauen. Wenn auch du unter anhaltenden Erektionsstörungen leidest, solltest du dich auf jeden Fall überwinden und einen Arzt aufsuchen. Dieser kann im Anamnesegespräch und mithilfe von gezielten Untersuchungen schnell feststellen, ob es sich um ein psychisches oder ein physisches Problem handelt. Erste Anhaltspunkte liefern beispielweise eventuelle weitere körperliche Symptome wie ein Brennen beim Wasserlassen und häufiger Harndrang: Sie weisen auf eine mögliche Entzündung der Prostata als Auslöser für die Potenzprobleme hin. Auf Basis der Erkenntnisse lassen sich Erektionsstörungen in den meisten Fällen gut in den Griff bekommen.

Der Zusammenhang zwischen Erektionsstörung und Prostata

Die etwa kastaniengroße , auch Vorsteherdrüse genannt, spielt für die Erektionsfähigkeit des Mannes eine zentrale Rolle. Viele wichtige Nervenbahnen, die für die Erektion mitverantwortlich sind, laufen unmittelbar neben oder hinter der Prostata entlang. Eine Prostatavergrößerung, die bei vielen Männern mit zunehmendem Alter auftritt, oder die operative Entfernung eines Prostatatumors oder sogar der ganzen Drüse kann diese Nervenbahnen abdrücken, reizen oder sogar beschädigen. Des Weiteren können Probleme mit der Prostata auch mit Schmerzen bei der Ejakulation einhergehen. Prostata und Potenz bedingen einander also im besonderen Maße – auch wenn selbst die Komplettentfernung der Prostata die Erektions- und Orgasmusfähigkeit nicht zwingend beeinträchtigen muss. Lediglich der Samenerguss bleibt dann aus – der Mann ist also nicht mehr zeugungsfähig.

Was hilft bei Erektionsstörungen?

Was bei Erektionsstörungen Abhilfe schafft, hängt ganz von der Ursache ab:

  • Liefert die körperliche Untersuchung keine Hinweise auf die Ursache des Problems, liegt es nahe, dass die Gründe für die Erektionsprobleme psychischer Natur sind. In diesem Fall kann Stressreduktion durch Meditation oder Achtsamkeitstraining häufig bereits gute Erfolge erzielen. Liegen Traumata oder tiefergehende psychische Erkrankungen vor, ist eine Psycho-, Sexual- oder auch Paartherapie empfehlenswert.
  • Liegt eine körperliche Grunderkrankung vor, muss diese entsprechend behandelt werden, damit sich auch die Erektionsprobleme bessern. Stört ein Tumor beispielsweise den Blutfluss in den Schwellkörper, ist in einigen Fällen eine Operation notwendig. Eine akute Prostataentzündung muss mit Antibiotika behandelt werden. Bei Erkrankungen des Stoffwechsels oder des Herz-Kreislauf-Systems spielt sowohl eine optimale medikamentöse Einstellung des Blutzuckers bzw. des Blutdrucks als auch ein gesunder Lebensstil eine wichtige Rolle, damit die Behandlung von Erektionsstörungen erfolgreich ist.
  • Potenzsteigernde Mittel wie etwa Viagra solltest du nur dann einnehmen, wenn nach einer eingehenden ärztlichen Untersuchung nichts dagegenspricht. Viagra gehört zu der Gruppe der PDE-5-Hemmer – diese Substanzen wirken gefäßerweiternd und sind sowohl bei Vorerkrankungen als auch bei regelmäßiger Einnahme anderer Medikamente nur nach Absprache mit einem Mediziner gefahrlos anzuwenden.
  • Wenn du von Erektionsschwierigkeiten betroffen bist und keine Medikamente einnehmen möchtest oder kannst, besteht die Möglichkeit, auf manuelle Hilfsmittel wie einen Penisring und eine Vakuumpumpe zurückzugreifen. Derartige Erektionshilfen sind auch nach einer Prostataoperation hilfreich, um das Schwellkörpergewebe wieder regelmäßig zu durchbluten – andernfalls besteht die Gefahr, dass sich Gefäße und Gewebe allmählich zurückbilden.
  • Ergänzend zu diesen Maßnahmen erzielen viele Betroffene auch mit gezieltem Beckenbodentraining gute Erfolge. Vor allem der Musculus ischiocavernosus und der Musculus bulbospongiosus spielen bei einer Erektion eine wichtige Rolle und können durch spezielle Übungen gestärkt werden.

Erektionsstörungen sind für viele Männer immer noch ein schambehaftetes Tabuthema – obwohl eine große Anzahl im Laufe ihres Lebens damit in Berührung kommt. Bist du selbst betroffen, hilft es, sich bewusst zu machen, dass du kein Einzelfall bist. Außerdem ist es ratsam, mit einem Arzt offen über deine Erektionsschwierigkeiten, weitere Symptome und mögliche Hintergründe zu sprechen. Denn sobald die Ursache gefunden ist, ermöglichen die passenden Behandlungen oder Hilfsmittel den Weg zurück zu einer erfüllten Sexualität.